15.08.2021 – Pony Europameisterschaften in Polen, Finaltag – von Susanne Lehmann

 

Frankreich im Goldrausch …

 


Die Dressurreiter reiten um die Kür-Medallien. Das einzige Connemara Pony im Starterfeld, Langtoftegard Leandro, konnte sich nicht für die Kür qualifizieren.

 

In der Vielseitigkeit gehen 35 Starter in das abschließende Springen. In umgekehrter Reihenfolge, d.h. der Reiter mit den meisten Strafpunkten beginnt, die besten Reiter kommen am Schluß – verbessern geht nicht, aber mit einer Nullrunde bleibt der Strafpunktstand nach Gelände stehen. Aufrücken geht nur über die Fehler, die Reiter mit weniger Strafpunkten machen, die diese weiter zurückwerfen. Von den 15 gestarteten Connemara Ponys sind vier im Gelände ausgeschieden, die vier Partbreds sind ebenfalls noch am Start.

Die für Spanien startende Ballylee Villa Lass beendete den Wettbewerb mit weiteren vier Strafpunkten. Winnie’s Lad schaffte eine Nullrunde für Italien, ebenfalls für Italien hatte Corrnafest Barney acht Strafpunkte. Partbred Rockon Pedro für Irland ging ohne Fehler, Rathcline Dream, das für Deutschland startende Connemara Pony, hatte einen Abwurf. Peggy’s Rocket sammelte 1,6 Strafpunkte für Zeitüberschreitung. Drei Abwürfe kamen bei Lon Mac Liomhtha für Irland mit auf das Konto, und noch zwanzig Starter … Zwei Abwürfe und 1,6 Zeitfehler gingen auf Bruckless Elmar’s Konto, Kildromin Banjo hatte einen Abwurf, beides Starter für Irland. Hesteklewa Melanie hatte mit vier Abwürfen einfach einen rabenschwarzen Tag, Zuchtstallgefährte Be My Best Smokey war bereits im Gelände nach einer Verweigerung mit Sturz der Reiterin ausgeschieden. Noch elf Paare am Start, zum Stand der Mannschaften gibt es noch nichts neues, weil die besten Starter noch gar nicht durch sind. Joe de la Givrardry für Belgien legte eine Nullrunde hin, er steht bisher auf Platz elf. Winnetou, Partbred für Frankreich, kassierte zwei Abwürfe. Der Rasmus-Sohn Versailles des Morins, bisher auf acht, knatterte fehlerfrei durch den Pacours – mit Abstand die bisher schnellste Zeit, aber wenn man einen Lauf hat … Team Frankreich wird der Atem gestockt haben! Der Finne Ewan Stone, bisher auf sieben, kassierte zwei Abwürfe und Zeitfehler. Aber noch ist keine Zeit, an die Einzelmedallien zu denken! Bisher auf sechs war Orchid’s Tigersun für die Niederlande, ein Abwurf warf auch sie hinter Versailles. Voltaire de Lalande auf fünf ist ebenfalls Team Frankreich und blieb fehlerfrei. Die große Hoffnung aus deutscher Sicht ist Penny Lane WE mit Merle Hoffmann auf vier – gerade ein Springfehler würde sie noch vor Versailles halten, den sie nicht machte, aber 0,8 Strafpunkte für Zeitüberschreitung schlagen zu Buche. Die letzten drei: Hip Hop für die Niederlande geht fehlerfrei, das ist zumindest Bronze in der Einzelwertung. Cornafest Fred, Connemara Pony mit Ben Connors aus Irland, von Gwennic de Goariva, geht fehlerfrei, Einzelsilber. And the winner is Mae Rinaldi mit Boston du Verdon, Connemara Partbred und Enkel des Abbeyleix Apollo! Fehlerfrei in der Zeit beendet sie den Wettbewerb mit überragenden 28,4 Strafpunkten und lässt Penny Lane WE, die eine tolle Vorstellung gegeben hat, nur Blech.

Team Frankreich mit den Partbreds Boston du Verdon und Winnetou gewinnt die Mannschaftsgoldmedallie, Deutschland ohne Connemaras gewinnt Mannschaftssilber und Irland Mannschaftbronze mit den Connemaras Cornafest Fred, Kildromin Banjo, Lon Mac Liomhtha und dem Partbred Rockon Pedro. Was für ein tolles Ergebnis für die Connemara Ponys und Partbreds!

 

Als letzte Medallienentscheidung steht die Einzelwertung im Springen an, das in zwei Umläufen geritten wird. Von den ursprünglich gestarteten 49 Startern sind noch 33 Teilnehmer im Wettbewerb.

 

Connemara Ardfry Skye aus Irland kam mit einem Abwurf ins Ziel, Ami aus Deutschland hatte zwei Abwürfe und einen Zeitfehler. Munsboro Meg für Schweden brachte 5 Strafpunkte über die Ziellinie, Silver Scott aus Dänemark musste aufgeben. Kilcurry Dawn, der „kleine“ Engländer, hatte lediglich einen Zeitfehler – aber was für ein kerniger, kompakter Hengst, der seinem Vater Westside Mirah alle Ehre macht. Er ist in England in HB II eingetragen, also nicht gekört. Nach 17 Teilnehmern gibt es noch keine fehlerfreie Runde. Partbred Armene du Costilg zauberte sich ebenfalls zu nur einem Zeitfehler, Partbred Daenerys d’Hurl’Vent erwischten eiskalte 17 Fehlerpunkte. Das nächste Partbred Voodstock de l’Astree schaffte die Nullrunde. Partbred Easter BB hatte einen Abwurf, dann eine Nullrunde, Connemaras Vaughan de Vuzit mit 8 und Cul Ban Mistress mit 13 Punkten und schließlich Partbred Vedouz de Nestin mit Jeanne Hirel aus Frankreich mit der abschließenden Nullrunde – das sieht nicht so schlecht aus, aber gewonnen ist erst nach dem zweiten Umlauf. Drei Nullrunden und vier Teilnehmer mit nur einem Zeitstrafpunkt bewiesen, dass der anspruchsvolle Parcours machbar war.

Der zweite und letzte Umlauf ging mit 28 Teilnehmern ins Rennen um die begehrten Medallien. Ami, die Connemara Stute aus Deutschland, legte sozusagen als Abschiedsgeschenk in diesem Umlauf die erste Nullrunde vor. Ardfry Skye aus Irland erwischten noch einnmal 16 Fehlerpunkte – bei ihrer zweiten EM war Skye dieses Jahr nicht wirklich in die Sonne gekommen, 2019 hatte sie an der Mannschafts-Goldmedallie Anteil gehabt. Munsboro Meg für Schweden blieb ebenfalls fehlerfrei. Cul Ban Mistress, die bis heute eine blendende Bilanz hatte, kickte auch im zweiten Umlauf mit drei Stangen zuviel Holz für eine Einzelmedallie, die sie 2017 in Ungarn in Form der Einzel-Silbermedallie schon auf der Haben-Seite gesichert hat. Noch einmal bewies Kilcurry Dawn aus England seine Top-Form mit einer Nullrunde – vielleicht ist der Hengst ja auch züchterisch nutzbar? Auch Vaughan de Vuzit aus Frankreich gab noch einmal alles und legte eine weitere Nullrunde vor, nach 8 Fehlerpunkten im ersten Umlauf – die Ergebnisse wirbelten nur so durcheinander. Noch neun Starter, darunter fast die ganzen Nuller und 1-er aus dem ersten Durchgang. Ein Abwurf für Partbred Easter BB aus Belgien. Partbred Armene du Costilg, mit reichlich EM-Erfahrung nun für England am Start, Team Bronze in 2019 mit Jeanne Hirel aus Frankreich, ging noch einmal Null, gleiches tat Partbred Voodstock de l’Astree aus den Niederlanden. Nur noch vier Reiter übrig … Eine weitere Nullrunde kam aus Norwegen, die Mannschafts-Bronze gewonnen hatten. Die drittletzte Teilnehmerin aus Belgien hatte einen Abwurf und Zeitfehler nach einem Abwurf in der Vorrunde. Nur noch zwei Französinnen: Marie Ann Sullivan und Ken van Orchid gingen Null in der Zeit und Jeanne Hirel mit Vedouz de Nestin setzten sich die Krone auf: erneut fehlerfrei in der Zeit! Sie blieben als einzige über die ganze EM ohne Fehler. Drei Doppelnuller hatte es in diesem Wettbewerb gegeben, also musste ein Stechen die Medallien regeln. Auf dem gemeinsamen Platz vier standen mit je einem Fehler der Connemara Hengst Kilcurry Dawn und das Partbred Armene du Costilg, beide für Großbritannien. Unter den Medallienponys befanden sich zwei Partbreds – was für eine EM aus Sicht der Connemaras!

In der EM-Gesamtwertung kam Partbred Armene du Costilg auf Platz 5, Connemara Vaughann de Vuzit auf Platz 9 gemeinsam mit Partbred Easter BB. Auf 11 stand am Ende Kilcurry Dawn, Munsboro Meg stand auf Rang 18. Ami, Connemara Stute aus Deutschland für Deutschland, beendete ihre erste EM auf Platz 21, direkt vor Cul Ban Mistress, der dieser letzte Tag hoffentlich nicht zu lange nachhängen wird – 25 Fehlerpunkte sind einfach zuviel. Ardfry Skye kam auf Rang 25, die übrigen Teilnehmer beendeten nicht alle Durchläufe bzw. gingen im Trostspringen.

Das abschließende Stechen zwischen Siebe Leemans mit Voodstock de l’Astree, die fehlerfrei blieben, und der Norwegerin Thea Gunleksen mit Parc Cookie brachte dieser einen Abwurf in der zweifachen Kombination, damit ging die Bronzemedallie in die Niederlande.

Die Goldmedallie ging nach Frankreich an Jeanne Hirel mit dem Partbred Vedouz de Nestin, Silber ebenfalls nach Frankreich an Marie Ann Sullivan mit Ken van Orchid und Bronze in die Niederlande an Siebe Leemans mit Partbred Voodstock de l’Astree – das ist das allerbeste Ergebnis auf einer EM aus Connemara-Sicht, das es je gegeben hat! Und die Franzosen werden vor lauter Feiern gar nicht mehr zur Ruhe kommen – zwei Einzel- und zwei Mannschafts-Goldmedallien!

 

Sind diese Ergebnisse in der Zukunft noch zu toppen? Klar geworden ist auf jeden Fall, dass die Connemara Ponys und Partbreds den stärksten Einfluss der Native Breeds in dieser EM hatten, und das eben nicht nur quantitativ, sondern vor allem qualitativ. Sicherlich werden wir Züchter nun nicht alle EM-Ponys produzieren wollen, aber zumindest sollten wir die Scheu ablegen, in Vielseitigkeit und Springen nicht mit den Deutschen Reitponys konkurrieren zu können. Nicht alle Connemaras können alles, aber mit einem Connemara bzw. Connemara Partbred kann man ganz schön viel erreichen.