10.11.2017 – Erfolgreiche Distanzpremiere, von Simone Puhl

 

30 km stellten für Connemara Pony keine große Herausforderung dar

 

 

Es ist schon ein paar Jahre her, da hatte ich mich mit dem Gedanken getragen an einem Distanzritt teilzunehmen. Aber damals noch ohne Pferd war das Ziel irgendwo in ganz weiter Ferne. Seit 2011 teile ich mein Leben mit Twilight Burning Filou, der mit Sicherheit nicht als Distanzpferd angeschafft wurde und ganz sicher auch seine eigene Sicht der Dinge dazu gehabt hätte, hätte ich ihm gesagt, dass wir Beide an einem Distanzritt teilnehmen werden. Filou, damals noch roh musste erst durch die „Pferdegrundschule“ und danach lagen seine Bestrebungen eher in der Vielseitigkeit, die er mit seiner Reitbeteiligung Nicola bestritt, wenn er nicht gerade im Springparcours unterwegs war.

 

Während einer Umräumaktion zuhause fiel mir im Januar 2016 mein Buch Abenteuer Distanzreiten, das ich mir vor Ewigkeiten mal gekauft hatte in die Hände und mir fiel auf, dass ich es eigentlich damals auch nur halbherzig gelesen hatte. Also hatte ich das Buch dann endlich mal komplett und mit Interesse gelesen. Und wieder packte mich die Idee mit Filou an einem Distanzritt teilzunehmen. Im Gelände waren wir ja eh ständig unterwegs und lauffreudig ist er auch. Also zur selben Zeit mit einem Mitglied des VDD (Verein deutscher Distanzreiter) telefoniert und Fragen über Fragen gestellt. Schließlich hatte ich von der Materie null Ahnung. Die Dame war geduldig und nahm mir auch die Bedenken bezüglich der Rasse (Araber und so). Da ich allerdings weder Zugmaschine noch Anhänger besaß und erst recht keinen kannte, der wahnsinnig genug war, um für mich zu trossen (ist schließlich genauso undankbar wie der Turniertrottel sein, allerdings wesentlich länger andauernd), verwarf ich die Idee aufs Neue. Im Herbst 2016 hatte ich dann endlich so viel Mumm mich wenigstens in einem Distanzreiterforum anzumelden. Hatte nette Leute kennengelernt und auch in Erfahrung gebracht, dass einer in unmittelbarer Nähe von unserem Stall seine Pferde hat. Also hingefahren, Pferde angeschaut. Es kam zum Gegenbesuch. Danach die Einladung im April auf dem Rheinischen Klosterritt auf irgendwas mit 80 km zu trossen. Erst einmal zugesagt, allerdings konnte ich erst am Samstagmorgen gegen 6 Uhr!!! (ja, Ritte beginnen früh) da sein. Zum Glück, denn in der Nacht sanken die Außentemperaturen unter Null Grad. Eine Nacht im Auto wäre zur Tortur geworden. Vor Ort die Feinheiten des Trossens erläutert bekommen und dann ging es auch schon los. Mit dem gepackten Auto Trosspunkte anfahren, Pferde und Reiter mit Wasser versorgen, außerdem Pferde kühlen. Und zwischendurch all jene Dinge tun, die auch jeder Turniertrottel tut. Trotz frühmorgendlicher Kälte hatte es mich schnell gepackt und ich glaube, dass ich sofort mitgeritten wäre, hätte mir jemand sein Pferd in die Hand gedrückt (allerdings hätte ich in meinem untrainierten Zustand nach 10 km beatmet werden müssen oder so).

 

Mit neuen Eindrücken im Gepäck zurück zuhause stand fest: Das will ich auch. Natürlich keine 80 km, sondern erst einmal etwas im unteren Sektor. Ohne großartig auf einen Ritt hinzutrainieren und ohne große Pläne hatten Filou und ich uns ans Training gemacht. Strecken ausgewählt, Tempo gesteigert, dennoch eher planlos. Reiten bei Wind und Wetter, mit Muskelkater und mit ohne Bock (ja, auch das kam schon mal vor), nach einem 12h Arbeitstag und auch an den Wochenenden. Allerdings war Training ohne anstehenden Ritt auch nicht so das Wahre, also hatte ich für mich die Eisborner Herbstdistanz ausgewählt. Somit hatte ich zumindest auch ein Ziel, auch wenn ich mir nicht so sicher war wie das logistisch umzusetzen sein sollte (keine Zugmaschine, kein Anhänger, geschweige denn Führerschein dafür, kein Tross). Aber wie heißt es doch so schön? Das Glück ist mit den Dummen. Nicola bot sich an mich zu fahren, musste aber kurze Zeit später aufgrund einer schulischen Verpflichtung absagen. Wenigstens durfte ich ihr Auto und ihren Anhänger benutzen. Mein Vater bot an mich wenigstens hinzufahren und wieder abzuholen. Also war auch der Teil geklärt. Ein neuer Tross fand sich auch sehr schnell, allerdings musste er ebenfalls aufgrund einer ausbildungsrelevanten Verpflichtung absagen. Ein neuer Tross fand sich vorerst nicht. Ich selbst war zu der Zeit an einem Punkt, an dem ich mir nicht mehr so sicher war, ob ich tatsächlich den Ritt wagen wollte. Schließlich fand ich uns so ziemlich unvorbereitet. Dennoch rückte der Tag, der 23.09.2017, näher und auch ein neuer Tross tat sich auch in Gestalt einer Stallkollegin. Hier nochmal danke an Christiane, die mich tapfer begleitet hatte und sich mit Einwortsätzen meinerseits abmühen musste.

 

Am 22.09.2017 ging es dann am späten Nachmittag mit gepacktem Auto und Pony im Anhänger nach Balve Eisborn – im schönsten Feierabendverkehr. Vor Ort schnell den Paddock aufgebaut und uns mit den Örtlichkeiten bekannt gemacht. Lauter nette, hilfsbereite Leute um uns herum und ich stand kurz vor einem Herzstillstand. Mittlerweile war ich mir sicher, dass ich definitiv nicht reiten wollte. Den Vet Check hatte ich aufgrund einer leichten Scheuerstelle in der Gurtlage durch meinen Springgurt auf den nächsten Morgen verschoben. Eine unruhige Nacht auf der Ladefläche des Geländewagens verbracht (es handelte sich hierbei um einen Pajero Marke klein, also ging nur diagonales Schlafen und das, obwohl ich mit meinen 1,53 m nicht gerade groß bin). Trotzdem mehr oder weniger gut geschlafen. Anders als Filou, der offenbar nicht geschlafen hatte. Am nächsten Morgen immer noch Regen und nicht so wirklich ideales Reitwetter. Mit dem Pony im Schlepptau den Vet Check aufgesucht und gehofft, die Scheuerstelle würde mir meinen Ritt ersparen. Falsch gedacht, Starterlaubnis erteilt. Meine genaue Startzeit war 10:10h, also hatte ich noch viel Zeit. Filou war mittlerweile auch nervös und rannte ziellos in seinem Paddock auf und ab. Also mit dem Pony spazieren gehen. Erfolg zeigte sich nur zeitweilig. Auch die Hufschuhe anziehen gestaltete sich schwierig, da der Herr nicht mehr zu halten war. Nachdem Filou dann doch endlich gesattelt war, konnten wir uns Richtung Reitplatz bewegen und dort in Ruhe aufwärmen. Filou und ich starteten in der vorletzten Gruppe gemeinsam mit zwei weiteren Teilnehmerinnen, die mich während des ganzen Rittes ganz lieb unterstützt hatten. An dieser Stelle nochmal ganz herzlichen Dank an Mandy und Jacqueline. Punkt 10:10h ging es dann im moderaten Tempo los (Schritt). Das beruhigte mich und auch Filou. Aber nach ca. 2 km war dann Schluss mit lustig. Es ging im Trab weiter. Über Straßen und Waldwege, Asphalt und Schotter, Forstwege und Landwirtschaftswege, vorbei am Wildgehege Vosswinkel. Die Berge hinauf und wieder hinunter, immer darauf bedacht das Tempo gleichbleibend zu halten. Zum Glück hatten wir in der Elfringhauser Schweiz trainiert, so fiel es uns nicht allzu schwer. Filou nutzte die 33km, um durchgehend gegen den Zügel zu gehen und regelmäßig Versuche zu starten das Vorpferd zu überholen. Auch Überholmanöver der „80 km Pferde“ erschienen ihm offenbar als Frechheit, denn er startete jedes Mal einen Versuch die Pferde einzuholen. Es blieb beim Versuch. Die Pause nach 20 km hatten wir (für meine Verhältnisse) relativ schnell erreicht. Nach 30 Minuten hieß es dann auf geht’s in die letzte Etappe. Die nächsten 13 km bis zum Ziel standen an und es sollte uns noch eine Radarfalle ereilen, die wir allerdings anstandslos passieren konnten. Nach 33 km fanden wir uns dann wieder auf heimischem Terrain. Nach Zeitmessung hieß es dann Nachuntersuchung mit Transportfreigabe in 2 Stunden. Nach der letzten Untersuchung stand fest, dass wir den Ritt anstandslos in der Wertung beendet hatten und somit auch platziert waren. Mit Muskelkater in den Schultern und im Schlüsselbein (ich wusste nicht, dass man da Muskelkater bekommen kann), außerdem in Waden und Oberschenkel (ja, Sattelkontakt hat man im Schwebesitz nicht) fehlte mir zu dem Zeitpunkt jeglicher Elan mich darüber zu freuen. Da mein Vater vorher noch nie Anhänger gefahren war und Filou auch nicht gerne im Anhänger steht, haben wir uns dazu entschlossen dann auch sofort nach Hause zu fahren. Also hatte ich dem Veranstalter Bescheid gegeben, dass wir zur Siegerehrung nicht anwesend sein würden.

 

Zurück am Stall das Pony versorgt und den Wagen ausgeräumt. Ein schwieriges Unterfangen, wenn man das Gefühl einer beginnenden Querschnittslähmung hat, da sich kaum noch etwas bewegen ließ. Freundlicherweise half mir meine Mutter meine Klamotten in den 4. Stock zu transportieren. In Ermangelung eines Aufzuges muss man nämlich zu Fuß gehen. Am Dienstag nach dem Ritt konnte ich dann auch wieder normal laufen. Einige Zeit später kam Post von den Freizeitreitern Eisborn. Filou hatte tatsächlich in der Ponywertung den 6. Platz belegt. Und das obwohl ich eigentlich eher geglaubt hatte, dass er nach 15 km keine Lust mehr hat.

 

Mein Fazit: Die nächste Saison kommt bestimmt und Filou und ich werden auf jeden Fall dabei sein.